Donnerstag, Dezember 14, 2006

Fest 9.12. I88

Bilder vom Fest in der I88 - Mit freundlicher Genehmigung von Nicco!

Dienstag, November 28, 2006

Leserbrief zu „Wem gehört das Wissen?“ Zeit Nr. 46 - 9.11.2006

Da die Zeit meinen Leserbrief offenbar nicht veröffentlichen will (wie frech!), ist er jetzt hier zu lesen...

 

Am 11.11. kurz nachdem der Videoverleih die DVD von „Schläfer“ an den Handel ausgeliefert hatte, entdeckte ich unseren Film auf den einschlägigen Internetseiten mit Links in die Tauschnetze. Obwohl der Film bisher mehr ein Feuilleton- als ein Markterfolg war, wurde er also blitzschnell kopiert. Und ein Testdownload bewies, daß sich gleichzeitig mehrere Hundert Internetnutzer des Films habhaft machten.

Zugegeben, ich war erst mal ziemlich geschockt. Nicht, daß ich mir aus dem DVD-Verkauf einen enormen Erlös erwartet hätte – wer das Geschäft kennt, weiß, daß bei einem anspruchsvollen Kinofilm wenig bis gar nichts beim Produzenten ankommt – aber in diesem Moment standen mir doch die mehrjährige Mühen des Regisseurs und der Produzenten vor Augen. Und da wird man einfach erst mal sauer.

Trotzdem hat sich meine Ansicht auch durch dieses Erlebnis nicht geändert:

Tauschnetze wird es immer geben und die Technik wird sie zunehmend unangreifbar machen. Was im Kleinen schon getestet wird – die komplette Verschlüsselung des Datenverkehrs zwischen den Knotenpunkten – wird irgendwann für die Masse zugänglich sein und eine Strafverfolgung wird dann schlicht und einfach unmöglich werden. Selbst das Verbot von Verschlüsselung wird dann nichts nützen, da sich verschlüsselter Datenverkehr immer auch unter „normalem“ verstecken läßt.

Diese Realität und die Erfolglosigkeit der Abschreckungsmaßnahmen bisher kann nur zu einem Ergebnis führen. Die Lizenzzahlungen für solche „Nutzung“ müssen auf andere Weise erzeugt werden. Und es ist erstaunlich wie unkreativ, stur und ineffektiv die Filmwirtschaft bis dato darüber nachdenkt. Die Versuche mit neuen Portalen alternative legale Angebote zu schaffen, scheitern dabei insbesondere an den rechtlichen Hindernissen die Filme gleichzeitig mit dem Kinostart verfügbar zu machen. Und während es die Kulturflatrate in Form der GEZ beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen ja schon gibt, fühlt man sich im Internet offenbar an der Ehre gepackt. Dabei verpaßt man die Chance an einem neuen Markt teilzuhaben; einem Markt der quasi von Nutzerseite aus gewachsen ist.

Über Details einer solchen Abgabe kann man dann freilich streiten, aber die Bandbreite des Internetanschlusses erscheint als logischer Anknüpfungspunkt für die Höhe eine Gebühr. Und welche Filme bzw. welche Musik in welchem Maße aus dem Internet gezogen werden, ist in den Tauschbörsen meßbar. Die Verteilungsquote festzulegen ist also ein weit geringerer Aufwand als bei anderen Verwertungsgesellschaften.

Und daß da einige böse Buben ihrer Strafe entgehen? Damit kann ich gut leben, solange unsere Leistung am Ende doch entlohnt wird. Und das wird nur über eine Kulturflatrate funktionieren.

Montag, Oktober 30, 2006

T-Home (IPTV von der Telekom) fördert den familiären Zusammenhalt

Also ich muß ja zugeben, ich bin ziemlich verrückt nach neuen technischen Sachen. Ich hatte in meiner Jugend sicher als erster in meinem Freundeskreis einen Anrufbeantworter, als erster ein Mobiltelefon, als erster einen Computer. Nicht das alles wirklich mein Leben einfacher gemacht hätte. Aber ich mußte es haben und ausprobieren.

Am Rande: Kann sich noch jemand erinnern, wie man sich ohne Anrufbeantworter und Handy im Freundeskreis verabredete? Zu Festen fuhr ohne gleichzeitig schon die Stimmung vor Ort zu eruieren? Es war, mit Verlaub, eine sehr entspannte Zeit.

Zurück zum Ausprobieren. Die Marketing-Welt hat für Menschen wie mich den lustigen Ausdruck Early-Adaptor erfunden. Das klingt toll. Und versteckt, daß man eigentlich nicht mehr ist als ein dummer Beta-Tester, der der Industrie hilft Kinderkrankheiten auszumerzen.

Trotzdem. Jetzt will ich IPTV! ich will Fernsehen übers Internet empfangen - in HDTV, zig Kanäle gleichzeitig aufzeichnen, im WLan mit dem Notebook auch auf dem Balkon versehen, Filme downloaden statt zur Videothek zu rennen.

Naja. Zumindest will ich es mal ausprobiert haben. Als Erster.

T-Home heißt das neue IPTV Angebot der Telekom. Und es scheint das zu können. Zentrum des Systems ist eine Box, die an den Fernseher (oder irgendein anderes Projektionsgerät) auf der einen Seite und ans Internet auf der anderen Seite angeschloßen wird. In der Box steckt wohl eine spezielle Variante des Microsoft Media Center PCs, an sich keine schlechte Software, zumindest gibt es (noch?) keinen wirklich handfesten Wettbewerber. Zusätzlich zu den üblichen Media Center Fähigkeiten decodiert dieses Gerät den jeweils abgerufenen und verschlüsselten Stream, damit kein Schwarzseher sich die Daten vom Telekom-Rechner klaut.

Das könnte - technisch gesehen - freilich auch eine entsprechend modifizierte Software auf meinem PC oder Notebook. Und es würde Sinn machen. Denn ich will ja die Verfügbarkeit des Fernsehprogramms über die Internetleitung gerade nutzen, um verschiedene Endgeräte davon profitieren zu lassen. Wie gesagt: Fernsehen auf meinem Balkon.

Aber es geht nicht. T-Home gibt's nur durch die Box (für die ich 99 Euro hinlegen muß). Wenn ich in einem anderen Raum auf einem anderen Gerät fernsehen will, brauche ich eine zweite Box. Notebooks bzw. Wlan-Zugriff sind in der Gedankenwelt der T-Home-Macher nicht vorhanden. Das klingt ziemlich albern, aber ich habe es mir wirklich gerade von der Telekom bestätigen lassen.

Was heißt das also? Wir kehren zurück in die Zeit, als es nur im Wohnzimmer einen Fernseher gab und alle sich dort versammelten, wenn es etwas zu sehen gab.

Wie kommt's? Ich denke, es ist gar kein technischer Rückschritt, den die Telekom da verbrochen hat. Nein, es ist ein familienpolitisches Feature! Man muß sich wieder um ein Gerät streiten und darf/muß sich bei der Samstagabend-"Unterhaltung" wieder in den Armen liegen. Die Telekom hat das technische Kaminfeuer quasi neu erfunden. Deutschland wird wieder ganz eng zusammen wachsen.

Und das war nur der Anfang: T-Com und T-Online werden zuerst die Mobiltelefone wieder abschaffen und dann ihre Internet Backbones abschalten. Das hat sicher Frau von der Leyen schon befohlen. Recht so.

Dienstag, Oktober 17, 2006

Schinken-Käse

Wenn jemand mal zuviel Zeit hat, soll er mir doch bitte mal erklären, wieso es Schinken/Käsebrote gibt. Jede Bäckerei hat auf ihren Schinken- oder Salamisemmeln auch Käse. Wieso? Wer will das? Ich schmiere doch auch keine Nutella auf meine Brezen. Purer Käse und Fleisch passen einfach nicht zusammen und mir ist schleierhaft wie dieser Irrgeschmack so massenhaft den Weg in die Herstellung gefunden hat. Mindestens hier haben die Juden schlicht recht. Also mit Ausnahme von Toast Hawai freilich.

Samstag, Oktober 14, 2006

tiblisi last

Ich warte am flughafen um vier uhr morgens auf den aufruf meines fluges. Es herscht wundervolles chaos. Wo man boardet, wird mehr oder weniger verständlich (eher weniger) durchgesagt und es prägt sich besonders das bild des ängstlich horchenden reisenden ein, der fürchtet seinen aufruf zu verpassen. Der metallpipser am eingang zu den gates schlug bei mir heftig alarm. Aber da der zuständige beamte gerade im gespräch war, fühlte sich niemand so richtig verantwortlich und ich ging ein wenig irritiert weiter. Sollte ich nicht ankommen, hatte ich also doch eine bombe dabei.

Tbilisi 3

Es wir immer feuchter. das wasser fließt in strömen über die straßen. Mein spaziergang durch die altstadt hat mich zwar begeistert, aber trotz eines kleinen schirms, den ich gerade bei einem chinesen gekauft habe, reichlich durchnäßt hinterlassen. Aber: wildromantische häuser mit wunderschönen balkonen! Unrenoviert aber mit riesigem potential. Trotzdem ist das courtyard marriot für meinen cappuchino jetzt der deutlich entspanntere platz. Nach der riesigen anzahl an security angestellter (ohrknopfträger) zu urteilen, wohl einer der sichersten oder unsichersten plätze der stadt.

Freitag, Oktober 13, 2006

Tbilisi 2

Es regnet und regnet und regnet. Ich sehe also nicht ganz soviel wie ich will.

Aber gestern konnte ich immerhin noch ausfuehrlich Fees und Kaestners Ratschlaegen folgen und von Taverne zu Taverne ziehen. Mit einem polnischen Regisseur war ich auf der Suche nach Tbilisis Nachtleben. Und pardon, es existiert quasi nicht. Bars sind ab halb eins voellig leer. In jedem neuen Pup, das wir ansteuerten wurden wir von mindestens fuenf unterbeschaeftigten aber entzueckenden Bedienungen umworben. Verbunden mit der meistens vollstaendigen Sprachbarriere und vereinzelten Betrunkenen fuehlten wir uns wie in fruehen Lynch-Filmen. Wir waren hilflos, aber fasziniert einem Strom absurder Eindruecke ausgeliefert.

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Tbilisi, Georgien

Es fällt ein wenig schwer direkt aus der westlichen Welt hier her reisend mit objektiven und fairen Maßstäben dieses Land und diese Stadt zu beschreiben. Zu sehr vergleicht man. Vielleicht gibt sich das mit der Zeit. Ich werde nicht lange genug da sein. Man vergebe mir also einiges.

Das Flugzeug der Georgian Airways war eine 737, die wirkte auch gut gepflegt und der Pilot nüchtern. Insofern alles beruhigend. Bemerkenswert auch. daß der Pilot erkennbar sanfter aufsetzte, als ich das mit so ziemlich jedem Lufthansaflug erlebt habe. Der Kaukasus fing trotzdem schon während der Landung an. Eine Landebahn aus Betonplatten mit dem typischen Rilleneffekt. Das Ausrollen also dann erstmal etwas ungewohnt mit rasantem Holterdipolter.

Aus dem Fenster sah ich dann gleich den ersten Hinweis auf hektische Diplomatie und die Rolle der Amerikaner in Georgien. Ein diskretes Regierungsflugzeug der USA stand da; komplett in weiß mit einer klitzekleinen US-Fahne am Heck und einer ebenso winzigkleinen ID-Nummer. Oder wars der CIA? Naja, der hätte wohl auf die kleine Flagge noch verzichtet.

Die Fahrt vom Flughafen offenbart dann noch die Armut des Landes - große Leere und viele verlassene Gebäude. Die Atmosphäre erinnert ein wenig an Überlandfahrten in Spanien oder Süditalien.

Aber Tbilisi! Rasant! Wild! Es kocht! Es mischt sich geschäftiges Treiben mit bitterer Armut. Skurilles Massenherumstehen neben dem stetigen Fluß der Fußgänger auf den überfüllten Gehsteigen und einer riesigen Masse an kleinen Händlern, zum Teil in Läden, zum großen Teil einfach auf der Straße.

Und Fußgänger und die Autos! Während ich noch kürzlich New York für den Akt des mutigen Querens gepriesen habe, ist es hier wahrlich ein Abenteuer. Acht-spurige Straßen die konsequent zehn-spurig genutzt werden, gilt es zu überwinden. Dafür braucht es Timing, Balance und einen gewissen Grad an Todessehnsucht. Denn mehrere Spuren auf einmal zu nehmen ist nicht immer möglich. Es gilt also günstige Zwischenhalts mitten zwischen den Autos auszumachen und dabei den dauernden Spurwechseln möglichst nicht im Weg zu stehen.

Mein Aufenthalt hier wird übrigens deutlich kürzer als geplant. Weil ich doch nicht bis Süd-Ossetien kommen werde, breche ich früher auf und da die Flüge der (günstigen) Georgia Airways nur sehr sporadisch nach Amsterdam fliegen sogar deutlich früher als von mir gewünscht. Aber da Tbilisi im Moment einem Dauerregen ausgesetzt ist und ich mir vorgenommen habe, wieder zu kommen ist der Zeitplan so vielleicht doch nicht so schlecht.

Fee, ich komme am 14. irgendwann am späten Vormittag aus Amsterdam an. :-)

Ja, Süd-Ossetien. Die allzu kurzfristige Planung hat es leider unmöglich gemacht in die Region zu reisen. Die Süd-Ossetien hätten es wohl zugelassen, aber das Georgische Presseamt im Außenministerium liebt ganz so kurzfristige Reisen nicht und mir liegt viel daran danach wieder nach Georgien gelassen zu werden... Aber man war für spätere Pläne aufgeschlossen und so werde ich wohl wieder kommen müssen... Die georgische Vize-Leiterin des Presseamtes hatte übrigens ganz passend das Buch "Crisis Diplomacy" auf dem Schreibtisch liegen.

Hauptgrund für das Aufschieben meiner Süd-Ossetien Pläne ist aber, daß ich die vermutlich interessantesten Ansprechpartner in dem Konflikt nicht unsinnig bedrängen will. Die OSZE wird im Moment mit Presseanfragen bombardiert und gerade im Moment finden wichtige Gespräche statt die viele Mitarbeiter dort binden. In dieser Situation auf ein Begleiten von z.B. von Militärbeobachtern zu drängen, wäre eher kontraproduktiv. Immerhin hatte ich die Gelegenheit zu einem sehr informativen Gespräch mit einem politischen Beobachter (meine sinngemässe und hoffentlich nicht zu abwegige Übersetzung von "political officer").

Jetzt gehe ich mal ein paar Filme sehen, damit mein Gastgeber, das Filmfest, auch was von mir hat.

Samstag, September 23, 2006

nyc - letzte meldungen

In China-Town wird verdammt viel gehupt. Da ist auch ein wenig wohlwollende Warnung dabei, wenn ein Fußgänger allzu mutig die Straße überqueren will, aber im großen und ganzen ist es schon Ausdruck eines großen mächtigen Drängelns. Jeder will ein wenig schneller sein als der andere und seien die Straßen noch so verstopft (und das sind sie andauernd). Und wenn es mal hakt wird gehupt auf Teufel komm raus. Ich habe gerade mal an einer Kreuzung gezählt: Ich kam auf 19 Huper pro Minute - und ich habe da keinen Ausreißer nach oben erwischt.

In Starbucks habe ich beim Öffnen meines Notebooks einen halben Liter Chai-Tee auf Stühle und Gäste verteilt. Wieviel Sorgen sich sogar Betroffene um mein Notebook gemacht haben, (dem nichts passiert ist) war schon sympathisch. Ziemlich professionell war freilich, daß mir gleich ein neuer Chai-Tee gebracht wurde.

Meine große Reisetasche verlor auf dieser Reise ihre strukturelle Integrität. Also machte ich mich auf eine neue zu kaufen. Der Einstiegspreis beim Chinesen nebenan war 40 $. Langes Zögern meinerseits drückte ihn auf 35 $. Und als ich log nicht mehr als 30 $ dabei zu haben, waren wir handelseinig. Das ging nur so leicht, daß ich befürchte immer noch fürchterlich über den Tisch gezogen worden zu sein.

Nun gut, für eine Wiederholung meiner Streifzüge durch Harlem und Bronx hat es diesmal zeitlich nicht gereicht. Aber wenigstens eine nächtliche Erkundung von China-Town sollte noch sein. Und so bin ich heute bewaffnet mit meiner Kamera durch die weniger besuchten Viertel gegangen. Spannend, düster und noch sehr viel weiter weg vom "westlichen" Teil New Yorks nur wenige Straßenblocks entfernt. Wirklich bedroht kam ich mir aber auch da nicht vor. Obwohl es Gruppen gab, von denen ich das Objektiv sehr demonstrativ weggehalten habe, um keine unangenehmen Mißerständnisse aufkommen zu lassen. Immerhin sind große Teile China-Towns noch in der Hand mehr oder weniger großer Gangs. Die tragen ihre Zwiste aber eher untereinander als mit Langnasen aus. Eine kleine Jagd von Zivilpolizisten nach einem Ganoven konnte ich noch beobachten. Geschnappt werden sie ihn wohl eher nicht haben.

Bye, New York. C U!

Den nächsten Reisebericht wird es Mitte Oktober aus Georgien geben.

Freitag, September 22, 2006

manhattan 2

Eric bestreitet meine gefühlsduselige Ansicht, daß die New Yorker freundlicher zueinander geworden seien. Ich glaube immer noch daran.

Noch viel interessanter eigentlich unsere ausführliche Diskussion über die brachialen und letztlich unlösbaren Schwierigkeiten zwischen Mann und Frau unter besonderer Berücksichtigung von Sex, Familie, Kindern, Einsamkeit und dem rasanten älter werden.

Dazu gab es Muscheln auf Pasta mit Krabben. Davor ein kleiner Auberginen-Kuchen. In einem französischen Lokal in China-Town.

Eines der schönsten Gefühle, wenn man glaubt Teil der Stadt geworden zu sein: Heute wurde ich dreimal nach dem Weg gefragt.

Gestern kam ich zufällig am New Yorker Hauptquartier der Hells Angels vorbei. Und die haben ja nun wirklich ein gefestigtes Bad Boy Image. Aber siehe da: Man trennt Müll. Kann so jemand wirklich böse sein?

Immer wieder großartig: Die Subway. Wieso gibt es in München eigentlich keine Express-Züge (halten nur an wenigen Haltestellen)? Das ist vermutlich eine der genialsten Ideen öffentlichen Verkehrs.

Und ja, Fee, ich war im Gap. Mit kichernden Verkäuferinnen.

Morgen letzter Tag. Und ich will schon wieder nicht weg.

Mittwoch, September 20, 2006

taube

Noch was... Heute hat mir das erste mal in meinem Leben eine Taube auf den Kopf geschissen. Was das auch immer für einen mystischen Hintergrund haben mag... :-)

9/11

Es sieht aus, als wären Wunden und Schmerz zusehends mit Schorf bedeckt. Natürlich hatte New York einen unvorstellbaren Schock zu verarbeiten. Aber es scheint zu gelingen. Ground Zero ist zur Baustelle geworden, an der erkennbar Neues entsteht, ohne das Alte zu überdecken. Die New Yorker wirken beileibe nicht mehr so paralisiert, wie es kurz nach 2001 berichtet wurde. Aber sie scheinen näher zusammen gerückt zu sein, sind freundlicher zueinander (man hält sich tatsächlich gegenseitig die Tür auf - das war vor 10 Jahren noch nicht so) -die eigene Verletzlichkeit hat sich doch ins Bewußtsein eingebrannt. Aber auch der Wille und die Fähigkeit solche Schläge zu absorbieren.

Und noch etwas fällt auf, ohne daß ich sagen kann, ob es mit 9/11 in Zusammenhang steht oder nicht: die New Yorker haben sich ihre eigenen Regeln zurückerobert. Noch 1997 konnte ich den Giuliani-Stil überdeutlich spüren. An roten Fußgängerampeln hielt man an. Das war einmal. Ich habe gerade den Test gemacht und bin bei roter Ampel über eine viel befahrende Straße gegangen. Ein einziges Hupen, der Rest hielt halt kurz an oder machte eine kleine Kurve. Zwei Polizisten zuckten noch nicht einmal mit der Augenbraue.

manhattan

Bush ging, ich kam. Wir mussten ein paar Warteschleifen drehen bis Airforce One wieder gestartet war, dann durften wir landen. War mir aber natürlich ganz recht so. Wenn ich ihm noch begegnet wäre, hätte ich nur mit Mühe ein paar Höflichkeitsfloskeln herauspressen können.

Ich war wirklich aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten als ich in die Stadt fuhr. "I never feel strange when i come to Manhatten. I always feel like at home", sagte mein moslemischer Taxifahrer. "Absolutly", habe ich breit grinsend gesagt.

Wir haben dann noch lange diskutiert, wieso man sich in New York eigentlich so frei fühlt. Und wir waren uns irgendwann einig, daß es eine Form von Würde ist, die hier jedem gewährt wird bis hin zum Obdachlosen auf der Straße.

Klar, über solche Romantik läßt sich aus der Sicht eines wohlgenährten Westeuropäers leicht reden. Aber den Stolz und die Würde spürt man bei wirklich jedem mit dem man spricht und wenn es ihm sonst auch noch so dreckig geht. Und davon gibt es immer mehr hier. Manhattan wird laufend teurer, so daß viele ärmerer Schichten in Massen zum Arbeiten nach Manhattan pendeln um abends in die günstigeren umliegenden Manhattans zurück zu kehren.

Ich wohne in China-Town bei Eric einem befreundeten Regisseur und Kameramann, der hier mit seiner Freundin ein wunderbares Loft bewohnt. Ich habe bis jetzt nie so nah an Downtown mein Lager aufgeschlagen und es gibt wohl kaum einen Ort, an dem man gleich vor der Haustür so intensiv in diese Menschenmischung, dieses Chaos, diesen Dreck und diesen wunderbaren typischen Geruch der Stadt (ich befürchte andere werden die Nase rümpfen) geworfen wird.

Merkwürdig über was ich mir noch Sorgen mache. Ob ich im Joggingdress mit der Subway fahren kann, um im Central Park ein paar Runden zu drehen. "Nobody, really nobody will care", lachte Eric.

Gleich wandere ich weiter in den Süden und werde mir die gigantische Wunde ansehen. Als ich das letzte Mal hier war, standen die Türme noch. Und ich erinnere mich tatsächlich Münchner Bekannte auf einer Party in einem der höchsten Stockwerke getroffen zu haben.

Dienstag, September 19, 2006

Versöhnt

Heute habe ich mich mit North Carolina versöhnt.

Nachdem meine beiden entzückenden Mitreisenden Jules und Ben das Weite gesucht haben, bin ich heute mutterseelen alleine aufgebrochen den Staat weiter zu erkunden.

Ich bin praktisch nur übers Land gefahren, bin Städten ausgewichen und habe verlassene Ecken gesucht.

Und da zeigte sich doch ein anderes Bild als das des künstlichen Charlottes und seiner Trabanten. Gelegentlich waren die Szenen so urwüchsig und entzückend kitschig amerikanisch, daß ich mich spontan verliebt habe.

Zuerst fällt freilich auf, daß die Amerikaner sich wahnsinnig Mühe gegeben haben, ihre Einwohner auf diesem riesigen Land möglichst gleichmässig zu verteilen. Das ist so ungefähr so, als würden sich auf einer Party 10 Leute in einem 100 Quadratmeter-Raum so zerstreuen, daß sie sich nur noch durch Zurufe verständigen könnten. So ganz hat sich mir nicht erschlossen, wieso man hier so panische Angst vor Siedlungsbildung zu haben scheint.

Gleichzeitig liebt der Amerikaner erkennbar sein Haus. "My home is my castle" trifft es dabei nur ungenügend. "My home is my painting" kommt der Wahrheit näher. Und der vielgerühmte Südstattenstil, kann in den meisten Fällen nur eine verzweifelte Ausrede für den oft überbordernden Schmuck sein. Aber ehrlich: Es ist wunderbar.

Das ganze gehört natürlich noch geschützt. Deswegen steht vor jedem zweiten Haus auch eine kleine oder größere amerikanische Flagge. Ein Symbol, daß bei diesem Overkill an Fahnen für den Außenstehenden auch nur noch bedingt zur Identifikation geeignet ist.

Das Christentum ist hier allgegenwärtig. Ich befinde mich ja schon in den ersten Ausläufern des Bible-Belts und das sieht man. Ich staune, wieviele christliche Religionen es hier gibt. Wegen der kleinen Grundstückspreise scheint sich jede noch so kleine Glaubensgemeinschaft Ihren Palast gebaut zu haben. Aber auch Container-förmige Kirchen findet man. Und immer wieder rührende Reklamesprüche aus der Moral-Mottenkiste. Aber sogar mir altem Agnostiker ist immer wieder das Herz aufgegangen. Ich glaube, ich bin heute ein wenig Amerika-sentimental geworden.

Und ich war wieder in einem Supermarkt und siehe da, ich fange an den Warenüberfluß zu geniessen. Und noch schlimmer: Heute habe ich das erste Mal auf einem Parkplatz das Auto um 30 Meter versetzt, weil ich noch in einen anderen Laden auf der anderen Seite schauen wollte. Peinlich. Aber ich werde es wieder tun.

Auf dem Rückweg fuhr ich mitten in einer Waldwüste (will sagen: viel Wald, aber keine Häuser) an einer Sattlerei vorbei. Ich stieg aus, machte zwei Fotos und klopfte. Es öffnete der vielleicht 80-jährige Inhaber, natürlich schon längst in Rente, aber unfähig von seiner Lebensarbeit zu lassen. Kunden seien mittlerweile freilich rahr, gab er zu, aber er führte mir stolz die schweren Lederverarbeitungsmaschinen vor. Ich verstand seinen Akzent nur schwer, aber seine Augen leuchteten soviel Sprache, daß wir uns auch lächelnd anschweigen konnten. Jetzt habe ich eine kleine Gürtelschnalle als Souvenir und bete, daß die Fotos etwas geworden sind, die ich versprochen habe ihm zu schicken.

Da ich am letzten Tag in North Carolina Selbstzahler geworden bin, bin ich noch in ein Motel umgezogen. Und tatsächlich man hört den Autoverkehr nicht - denn der wird von der Klimaanlage übertönt. Aber ich bin jetzt, weg vom Stadtzentrum Charlottes, erst wirklich in North Carolina angekommen.

Morgen: New York, ich komme. Und ich bin ängstlich aufgeregt, ob ich Dich nach so vielen Jahren wieder erkenne.

Sonntag, September 17, 2006

Oktoberfest / Clubs

Also über die deutsche Community kann ich jetzt gar nichts lästerliches sagen. Ganz ehrlich. Deswegen lasse ich es auch schweren Herzens. Oktoberfest, liebe Fee, wurde übrigens nicht gefeiert.

Oktoberfest wurde aber in einer verrauchten Billiardbar in Charlotte gefeiert. Zumindest machte plötzlich die Kellnerin mit kleinen Plastikbechern und 0,1 cl Portionen angeblich original bayerischen Oktoberfestbieres die Runde und pries den Anfang der Wiesn. 0,1 cl. Mit so etwas macht man keine Witze.

Ach und endlich habe ich das Herz des Carlotter Nachtlebens kennen gelernt. Unsere quasi einheimische Führerin schleppte uns in den angesagtesten Club der Stadt und das war wiedermal... interessant. Wenn man den 25 entwachsen ist, geht man hier nicht mehr in Clubs, sondern in Bars. Wir standen und sassen also zwischen schwer vor-, haupt- und nachpupertierenden Kids, die unheimlich unter Druck standen, daß genauo diese Nacht die Nacht ihres Lebens würde. Die Mädchen, so wurde es mir beschrieben und so sah ich es auch, begaben sich dabei in eine Art Duldungsstarre und warteten reichlich kichernd darauf von irgendwelchen Typen angefummelt zu werden, deren einzige offensichtliche Qualität darin bestand, daß ihr Promillegehalt genauso hoch war wie der eigene. Ich will das gar nicht moralisieren, aber es wirkt einfach fürchterlich traurig.

Natürlich waren wir selber nicht traurig, sondern genossen die Nacht auf einer offenen Terrasse über dem Zentrum von Charlotte und machten erniedrigende Fotos vom Geschehen.

Tagsüber waren wir noch ein wenig im Nord-Westen von Charlotte an einem See. Und wir konnten feststellen, daß die Häuser plötzlich ganz hübsch werden können, wenn man nur weit genug von der Stadt weg ist. Zwischendurch gab es ein wenig richtige Südstattenidylle.

Weniger Idylle aber schwer beeindruckend sind die riesigen Supermärkte auf dem Land. Wir bösen Europäer haben sie natürlich sofort ein wenig als Auslöser, Symbol und Gleichnis für die amerikanische Seele (und Außenpolitik!) gesehen. Wer im Umfeld eines solchen Supermarktes aufwächst und eine funktionierende Kreditkarte sein eigen nennt, kann eigentlich per se kein guter Mensch mehr werden.

Samstag, September 16, 2006

Google Ads

Ich habe aus Versehen diese Google Ads Zeile eingeschaltet und weiß leider im Moment nicht, wie ich sie wieder weg bekommen soll. Man verzeihe mir.

Künstlich

Wir waren auf dem Land. Das heißt wir sind eigentlich nur aus Charlotte heraus eine Landstraße immer geradeaus gefahren. Interessant. Zum einen gab es diese typische Anneinanderreihung von Automärkten, kleinen Malls und Restaurants, die keine Siedlung ausmachten sondern als unendlicher Strang an den Rand der Straße geklebt waren. Zum anderen tauchten immer wieder wie Inseln Retortendörfer auf, zu hunderten von vermutlich dem einen und selben Architekten designt. Immerhin da ähneln sich Charlotte und die deutsche Seele. Den auch deutsche Bauvorschriften schaffen ja gerne diesen Einheitslook. Man ahnt aber hier doch eine gewisse Freiwilligkeit und Begeisterung für das wohnliche in Reih und Glied stehen.

Heute werden wir auf einem Sommerfest der deutschen Community auftauchen. Ich fürchte mich ein wenig.

Freitag, September 15, 2006

Nett!

Die sind ja so nett. Ich kannte ja schon die ungezwungene, wenn auch reichlich egoistische Entspanntheit der New Yorker und die überbordernde HowAreYouDoing-Freundlichkeit der Californier (speziell wenn es was zu verkaufen gibt), aber in Charlotte lächelt förmlich jeder. Ich befinde mich in einem Dauerflirt mit Frauen wie Männern, mit Polizisten, Angestellten und Pennern. Und nein, ich habe keine rote Pappnase auf, mit meinem Outfit könnte ich auch ein Mitarbeiter der Banc of America sein.

Heute morgen bin ich vermutlich zeitverschiebungsbedingt schon um sieben aufgestanden und durch die Stadt gelaufen. Kaffee gekauft (hot!) und einen Muffin, viel fotografiert und das Lächeln der Menschen genossen. Ich weiß noch nicht was wirklich hinter diesem Lächeln steckt - vielleicht bin ich zu mißtrauisch, aber es ist mir auch ein wenig suspekt. Vielleicht hat Scientology hier eine größere Filiale oder es gibt irgendwo natürliche Haschischvorkommen, die als Dampf aus der Kanalisation emportsteigen.Ich werde wieder berichten.

PS:Einer kleinen Feee danke ich für das Versüssen meines Fluges hierher.

Mittwoch, September 13, 2006

North Carolina

Ich bin ein wenig enttäuscht. Gerade mache ich mich fertig für eine kleine Reise nach Charlotte in North Carolina, da muß ich feststellen, daß der Staat fest in demokratischer Hand ist. Ich hatte gehofft, daß mich der Zufall jetzt endlich mal tiefer in die Seele des amerikanischen Volkes geschwemmt hat und wieder bin ich in einem doch klassischen Ostküstenstaat gelandet. Nun ja, ich hoffe ich finde trotzdem genügend irritierendes über das ich hier berichten kann.

Freitag, September 01, 2006

nervös 2

Kurz zur Erklärung und bevor dieser Blog mal endlich wirklich zu Ehren kommt: ich war nervös da der Film „Schläfer“, unter dessen Produzenten-Riege auch meine Wenigkeit weilte, sich unter den letzten 20 Kandidaten zur Nominierung zum Deutschen Filmpreis befand. Bekanntermaßen hat es aber nicht zu den letzten sechs, also den öffentlich Nominierten gereicht. Also erst beim nächsten Film…