Montag, Oktober 30, 2006

T-Home (IPTV von der Telekom) fördert den familiären Zusammenhalt

Also ich muß ja zugeben, ich bin ziemlich verrückt nach neuen technischen Sachen. Ich hatte in meiner Jugend sicher als erster in meinem Freundeskreis einen Anrufbeantworter, als erster ein Mobiltelefon, als erster einen Computer. Nicht das alles wirklich mein Leben einfacher gemacht hätte. Aber ich mußte es haben und ausprobieren.

Am Rande: Kann sich noch jemand erinnern, wie man sich ohne Anrufbeantworter und Handy im Freundeskreis verabredete? Zu Festen fuhr ohne gleichzeitig schon die Stimmung vor Ort zu eruieren? Es war, mit Verlaub, eine sehr entspannte Zeit.

Zurück zum Ausprobieren. Die Marketing-Welt hat für Menschen wie mich den lustigen Ausdruck Early-Adaptor erfunden. Das klingt toll. Und versteckt, daß man eigentlich nicht mehr ist als ein dummer Beta-Tester, der der Industrie hilft Kinderkrankheiten auszumerzen.

Trotzdem. Jetzt will ich IPTV! ich will Fernsehen übers Internet empfangen - in HDTV, zig Kanäle gleichzeitig aufzeichnen, im WLan mit dem Notebook auch auf dem Balkon versehen, Filme downloaden statt zur Videothek zu rennen.

Naja. Zumindest will ich es mal ausprobiert haben. Als Erster.

T-Home heißt das neue IPTV Angebot der Telekom. Und es scheint das zu können. Zentrum des Systems ist eine Box, die an den Fernseher (oder irgendein anderes Projektionsgerät) auf der einen Seite und ans Internet auf der anderen Seite angeschloßen wird. In der Box steckt wohl eine spezielle Variante des Microsoft Media Center PCs, an sich keine schlechte Software, zumindest gibt es (noch?) keinen wirklich handfesten Wettbewerber. Zusätzlich zu den üblichen Media Center Fähigkeiten decodiert dieses Gerät den jeweils abgerufenen und verschlüsselten Stream, damit kein Schwarzseher sich die Daten vom Telekom-Rechner klaut.

Das könnte - technisch gesehen - freilich auch eine entsprechend modifizierte Software auf meinem PC oder Notebook. Und es würde Sinn machen. Denn ich will ja die Verfügbarkeit des Fernsehprogramms über die Internetleitung gerade nutzen, um verschiedene Endgeräte davon profitieren zu lassen. Wie gesagt: Fernsehen auf meinem Balkon.

Aber es geht nicht. T-Home gibt's nur durch die Box (für die ich 99 Euro hinlegen muß). Wenn ich in einem anderen Raum auf einem anderen Gerät fernsehen will, brauche ich eine zweite Box. Notebooks bzw. Wlan-Zugriff sind in der Gedankenwelt der T-Home-Macher nicht vorhanden. Das klingt ziemlich albern, aber ich habe es mir wirklich gerade von der Telekom bestätigen lassen.

Was heißt das also? Wir kehren zurück in die Zeit, als es nur im Wohnzimmer einen Fernseher gab und alle sich dort versammelten, wenn es etwas zu sehen gab.

Wie kommt's? Ich denke, es ist gar kein technischer Rückschritt, den die Telekom da verbrochen hat. Nein, es ist ein familienpolitisches Feature! Man muß sich wieder um ein Gerät streiten und darf/muß sich bei der Samstagabend-"Unterhaltung" wieder in den Armen liegen. Die Telekom hat das technische Kaminfeuer quasi neu erfunden. Deutschland wird wieder ganz eng zusammen wachsen.

Und das war nur der Anfang: T-Com und T-Online werden zuerst die Mobiltelefone wieder abschaffen und dann ihre Internet Backbones abschalten. Das hat sicher Frau von der Leyen schon befohlen. Recht so.

Dienstag, Oktober 17, 2006

Schinken-Käse

Wenn jemand mal zuviel Zeit hat, soll er mir doch bitte mal erklären, wieso es Schinken/Käsebrote gibt. Jede Bäckerei hat auf ihren Schinken- oder Salamisemmeln auch Käse. Wieso? Wer will das? Ich schmiere doch auch keine Nutella auf meine Brezen. Purer Käse und Fleisch passen einfach nicht zusammen und mir ist schleierhaft wie dieser Irrgeschmack so massenhaft den Weg in die Herstellung gefunden hat. Mindestens hier haben die Juden schlicht recht. Also mit Ausnahme von Toast Hawai freilich.

Samstag, Oktober 14, 2006

tiblisi last

Ich warte am flughafen um vier uhr morgens auf den aufruf meines fluges. Es herscht wundervolles chaos. Wo man boardet, wird mehr oder weniger verständlich (eher weniger) durchgesagt und es prägt sich besonders das bild des ängstlich horchenden reisenden ein, der fürchtet seinen aufruf zu verpassen. Der metallpipser am eingang zu den gates schlug bei mir heftig alarm. Aber da der zuständige beamte gerade im gespräch war, fühlte sich niemand so richtig verantwortlich und ich ging ein wenig irritiert weiter. Sollte ich nicht ankommen, hatte ich also doch eine bombe dabei.

Tbilisi 3

Es wir immer feuchter. das wasser fließt in strömen über die straßen. Mein spaziergang durch die altstadt hat mich zwar begeistert, aber trotz eines kleinen schirms, den ich gerade bei einem chinesen gekauft habe, reichlich durchnäßt hinterlassen. Aber: wildromantische häuser mit wunderschönen balkonen! Unrenoviert aber mit riesigem potential. Trotzdem ist das courtyard marriot für meinen cappuchino jetzt der deutlich entspanntere platz. Nach der riesigen anzahl an security angestellter (ohrknopfträger) zu urteilen, wohl einer der sichersten oder unsichersten plätze der stadt.

Freitag, Oktober 13, 2006

Tbilisi 2

Es regnet und regnet und regnet. Ich sehe also nicht ganz soviel wie ich will.

Aber gestern konnte ich immerhin noch ausfuehrlich Fees und Kaestners Ratschlaegen folgen und von Taverne zu Taverne ziehen. Mit einem polnischen Regisseur war ich auf der Suche nach Tbilisis Nachtleben. Und pardon, es existiert quasi nicht. Bars sind ab halb eins voellig leer. In jedem neuen Pup, das wir ansteuerten wurden wir von mindestens fuenf unterbeschaeftigten aber entzueckenden Bedienungen umworben. Verbunden mit der meistens vollstaendigen Sprachbarriere und vereinzelten Betrunkenen fuehlten wir uns wie in fruehen Lynch-Filmen. Wir waren hilflos, aber fasziniert einem Strom absurder Eindruecke ausgeliefert.

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Tbilisi, Georgien

Es fällt ein wenig schwer direkt aus der westlichen Welt hier her reisend mit objektiven und fairen Maßstäben dieses Land und diese Stadt zu beschreiben. Zu sehr vergleicht man. Vielleicht gibt sich das mit der Zeit. Ich werde nicht lange genug da sein. Man vergebe mir also einiges.

Das Flugzeug der Georgian Airways war eine 737, die wirkte auch gut gepflegt und der Pilot nüchtern. Insofern alles beruhigend. Bemerkenswert auch. daß der Pilot erkennbar sanfter aufsetzte, als ich das mit so ziemlich jedem Lufthansaflug erlebt habe. Der Kaukasus fing trotzdem schon während der Landung an. Eine Landebahn aus Betonplatten mit dem typischen Rilleneffekt. Das Ausrollen also dann erstmal etwas ungewohnt mit rasantem Holterdipolter.

Aus dem Fenster sah ich dann gleich den ersten Hinweis auf hektische Diplomatie und die Rolle der Amerikaner in Georgien. Ein diskretes Regierungsflugzeug der USA stand da; komplett in weiß mit einer klitzekleinen US-Fahne am Heck und einer ebenso winzigkleinen ID-Nummer. Oder wars der CIA? Naja, der hätte wohl auf die kleine Flagge noch verzichtet.

Die Fahrt vom Flughafen offenbart dann noch die Armut des Landes - große Leere und viele verlassene Gebäude. Die Atmosphäre erinnert ein wenig an Überlandfahrten in Spanien oder Süditalien.

Aber Tbilisi! Rasant! Wild! Es kocht! Es mischt sich geschäftiges Treiben mit bitterer Armut. Skurilles Massenherumstehen neben dem stetigen Fluß der Fußgänger auf den überfüllten Gehsteigen und einer riesigen Masse an kleinen Händlern, zum Teil in Läden, zum großen Teil einfach auf der Straße.

Und Fußgänger und die Autos! Während ich noch kürzlich New York für den Akt des mutigen Querens gepriesen habe, ist es hier wahrlich ein Abenteuer. Acht-spurige Straßen die konsequent zehn-spurig genutzt werden, gilt es zu überwinden. Dafür braucht es Timing, Balance und einen gewissen Grad an Todessehnsucht. Denn mehrere Spuren auf einmal zu nehmen ist nicht immer möglich. Es gilt also günstige Zwischenhalts mitten zwischen den Autos auszumachen und dabei den dauernden Spurwechseln möglichst nicht im Weg zu stehen.

Mein Aufenthalt hier wird übrigens deutlich kürzer als geplant. Weil ich doch nicht bis Süd-Ossetien kommen werde, breche ich früher auf und da die Flüge der (günstigen) Georgia Airways nur sehr sporadisch nach Amsterdam fliegen sogar deutlich früher als von mir gewünscht. Aber da Tbilisi im Moment einem Dauerregen ausgesetzt ist und ich mir vorgenommen habe, wieder zu kommen ist der Zeitplan so vielleicht doch nicht so schlecht.

Fee, ich komme am 14. irgendwann am späten Vormittag aus Amsterdam an. :-)

Ja, Süd-Ossetien. Die allzu kurzfristige Planung hat es leider unmöglich gemacht in die Region zu reisen. Die Süd-Ossetien hätten es wohl zugelassen, aber das Georgische Presseamt im Außenministerium liebt ganz so kurzfristige Reisen nicht und mir liegt viel daran danach wieder nach Georgien gelassen zu werden... Aber man war für spätere Pläne aufgeschlossen und so werde ich wohl wieder kommen müssen... Die georgische Vize-Leiterin des Presseamtes hatte übrigens ganz passend das Buch "Crisis Diplomacy" auf dem Schreibtisch liegen.

Hauptgrund für das Aufschieben meiner Süd-Ossetien Pläne ist aber, daß ich die vermutlich interessantesten Ansprechpartner in dem Konflikt nicht unsinnig bedrängen will. Die OSZE wird im Moment mit Presseanfragen bombardiert und gerade im Moment finden wichtige Gespräche statt die viele Mitarbeiter dort binden. In dieser Situation auf ein Begleiten von z.B. von Militärbeobachtern zu drängen, wäre eher kontraproduktiv. Immerhin hatte ich die Gelegenheit zu einem sehr informativen Gespräch mit einem politischen Beobachter (meine sinngemässe und hoffentlich nicht zu abwegige Übersetzung von "political officer").

Jetzt gehe ich mal ein paar Filme sehen, damit mein Gastgeber, das Filmfest, auch was von mir hat.