Freitag, Februar 13, 2009
Bitteres Sri Lanka
Viele Zeitungen weltweit haben den Brief veröffentlicht. Hier ist er nachzulesen: The New Yorker: Letter From The Grave Und er ist sehr sehr lesenswert. Sehr!
Donnerstag, Februar 12, 2009
Mediale Lebensberatung
Die Frau Stolzenberg von Dell - Nachtrag
Man hat mir von kundiger Seite glaubhaft versichert, daß die Faxnummer unter der ich glaubte Frau Stolzenberg zu erreichen jedenfalls nicht die ihre ist. Irgendwo landeten also meine Briefe aber eben nicht bei ihr.
Und tatsächlich, als ich meinen Bloglink an die richtige Stelle bei Dell emailte, pilzte die Hilfsbereitschaft plötzlich rasant hoch.
Auch stimmt die Behauptung der Reduzierung von Personals wohl nicht. Im Gegenteil habe Dell die Zahl der Arbeitnehmer in Deutschland sogar aufstocken können.
Trotzdem ist der überforderte Service ja spürbar. Die Frage ist woher das dann kommt? Ich glaube vor einigen Jahren ist der zum Teil ins Ausland (Indien?) outgesourcte Callcenterbereich wieder nach Deutschland geholt worden. Liegt des Rätsels Lösung vielleicht in irgendwelchen Umstrukturierungen? Ich werde das mal erforschen... :-)
Mittwoch, Februar 11, 2009
Die Frau Stolzenberg von Dell
Lustiger weise ist das zum Beispiel bei Vodafone anders. Wenn man da mal eine verzweifelte Nachricht an den Vorstandsvorsitzenden schickt, ist die Chance groß eine richtig qualifizierte Reaktion zu kriegen. So jedenfalls meine gepflegte Quengelerfahrung.
Dell ist ein furchtbar großer Computer-Hardware-Konzern und stellt recht knackige Geräte her. Zusätzlich zum Verkauf gibt es ein genauso monströses Servicenetz verbunden mit einer Vielzahl an Servicevertragsoptionen die man beim Computerkauf dazu erwerben kann.
Aber auch bei Dell scheint man schon ordentlich sparen zu müssen. Da man aber das Servicenetz an sich nicht kleiner machen will, hat man es offensichtlich einfach mit weniger Personal ausgestattet. Man hangelt sich also wie früher durch endlose telefonische Auswahlmenüs und von Ansprechpartner zu Ansprechpartner (Passend dazu gibt gleich noch einen Youtube-Link zum Buchbinder Wanninger im Facebook Profil). Nur man wartet eben länger. Und das sind beim Premium-XPS-Service für Unternehmenskunden (also die ganz tolle und bevorzugte Hotline...) so 15-45 Minuten pro Anruf. Da liegen die Nerven schon mal blank.
Bei der Reparatur meines Notebooks hatte man auch kein glückliches Händchen. Erst ließ man mich eine Woche im Ungewissen wo und ob mein Notebook repariert wird und als es dann überraschend per Post geliefert wurde, fehlten tatsächlich fünf Schrauben am Gehäuse (von denen vier die Festplatte hätten halten sollen).
Das habe ich alles Frau Stolzenberg von Dell erzählt. Aber sie antwortet mir nicht. Vermutlich ist der Aktienkurs von Dell gerade etwas gesunken und sie musste mal wieder ein paar Mitarbeiter entlassen. Ich versteh's ja. Sonst werden ja die Shareholder böse.
Samstag, Februar 07, 2009
Das Reisen in den Zeiten der geistigen Cholera
Eine Entschuldigung vorab. Der hochtrabende Titel findet keine echte Widerspiegelung im folgenden Text. Aber ich fand ihn so hübsch, daß ich ihn nicht mehr ändern wollte.
Ich habe eine Reisemacke. Ich kann in Deutschland im Zug nur erste Klasse fahren. Das klingt nach Luxussucht, so ist es aber eigentlich nicht. Es geht mir weniger um bequemeres Reisen oder ein Abheben von der Masse. Der eigentliche Grund ist noch viel überheblicher. Denn obwohl ich zufällige Begegnungen und neue Eindrücke liebe und aufsauge wie ein Schwamm, kann ich in den wenigsten Fällen das erzwungene Zusammensein mit dummen Menschen ertragen. Das ist in den ersten Minuten und vielleicht auch eine Stunde lang witzig, interessant und tatsächlich bereichernd. Bei mehrstündigen Fahrten ist es aber nur noch ein Mordgrund. Und die Erfahrung zeigt, daß sich entsprechende Menschen in Zügen überproportional oft neben mich setzen. Das kann mir freilich auch in der ersten Klasse passieren, aber schlicht weil es dort weniger voll ist (und nicht weil dort smartere Menschen sitzen, nein!), ist das Risiko geringer.
Heute zweifelte ich aber mal wieder an meinem Reisekonzept. Das erste Drittel meiner Fahrt von München nach Berlin wurde von zwei älteren Frauen begleitet, die sich auf peinlich oberflächliche Weise über Gott und die Welt unterhielten; dabei zum Ausdruck ihrer Weltläufigkeit immer wieder zu schlechtem Englisch und Französisch mit schwerem Schweizer Akzent wechselten. Ich war mehrmals kurz davor meinen Kaffee in die richtige Richtung umkippen zu lassen. Alleine eine Sauerei-Nutzen-Analyse hielt mich zurück.
Aber Erleichterung war nah. Als die beiden endlich ausgestiegen waren, quartierten die Schaffner eine Mutter mit Sohn und Tochter aus purer Platznot in die erste Klasse um. Der Junge beschwerte sich lautstark und mit dröhnendem Gelächter, daß er zweite Klasse gebucht sei und höchstens noch die dritte Klasse akzeptieren würde. Später wollte das Mädchen dann ihren Schal als Fahrkarte aufdrängen ("meine gestrickte Karte!"). Irgendwie war die Welt wieder in Ordnung.
Vielleicht fahre ich doch im falschen Teil des Zugs.
Freitag, Februar 06, 2009
Das Lenbachhaus hat Kandinsky vergewaltigt
Es war ein bißchen fürchterlich.
Kandinsky war kein Freund von Kritikern. Und zwar nicht nur, weil er am Anfang seiner künstlerischen Arbeit ordentlich Gegenwind von dieser Seite bekommen hat. Er wollte, daß die Menschen seine Kunst ohne Vorurteile, ohne Vorwissen, quasi pur emotional erfassen konnten. Das weiß auch das Lenbachhaus, eine Mitarbeiterin des Hauses zitiert das gar im superlustigen (!) 30 minütigen Begleitfilm.
Aber was tun die Kuratoren? Sie statten die Besucher mit kleinen Geräten aus auf denen man die Nummer des betrachteten Bildes eintippt um dann einen endlosen Sermon von Interpretationen und Beschreibungen über sich ergehen zu lassen. Und geschätzte achtzig Prozent der Besucher tun genau das. Man drückt eifrig Tasten und erstarrt mit dem Gerät am Ohr von den Bildern. Für den Betrachter wirkt das als hätte sich eine Gemeinschaft von Dauertelefonierern im Kunstbau versammelt.
Kandinsky wäre wohl schreiend durch die Reihen gelaufen, hätte Geräte aus den Händen gerissen und demonstrativ auf dem Boden zertreten. Im Kunstbau ging jedenfalls kaum einer mehr unbefangen auf die Bilder zu. Ziemlich schade.
Am Rande: Da gibt es ja den superlustigen Begleitfilm zur Ausstellung. Der Kameramann hatte sich offensichtlich gerade erst einen Kran gekauft. Und der musste jetzt dringend refinanziert werden. Deswegen schwenkt, hebt und senkt sich das Bild auch als würden wir einen imperialen Luftkrieg beobachten. Man muß ihm das nachsehen, so ein Kran ist nämlich verdammt teuer.