Dienstag, November 28, 2006

Leserbrief zu „Wem gehört das Wissen?“ Zeit Nr. 46 - 9.11.2006

Da die Zeit meinen Leserbrief offenbar nicht veröffentlichen will (wie frech!), ist er jetzt hier zu lesen...

 

Am 11.11. kurz nachdem der Videoverleih die DVD von „Schläfer“ an den Handel ausgeliefert hatte, entdeckte ich unseren Film auf den einschlägigen Internetseiten mit Links in die Tauschnetze. Obwohl der Film bisher mehr ein Feuilleton- als ein Markterfolg war, wurde er also blitzschnell kopiert. Und ein Testdownload bewies, daß sich gleichzeitig mehrere Hundert Internetnutzer des Films habhaft machten.

Zugegeben, ich war erst mal ziemlich geschockt. Nicht, daß ich mir aus dem DVD-Verkauf einen enormen Erlös erwartet hätte – wer das Geschäft kennt, weiß, daß bei einem anspruchsvollen Kinofilm wenig bis gar nichts beim Produzenten ankommt – aber in diesem Moment standen mir doch die mehrjährige Mühen des Regisseurs und der Produzenten vor Augen. Und da wird man einfach erst mal sauer.

Trotzdem hat sich meine Ansicht auch durch dieses Erlebnis nicht geändert:

Tauschnetze wird es immer geben und die Technik wird sie zunehmend unangreifbar machen. Was im Kleinen schon getestet wird – die komplette Verschlüsselung des Datenverkehrs zwischen den Knotenpunkten – wird irgendwann für die Masse zugänglich sein und eine Strafverfolgung wird dann schlicht und einfach unmöglich werden. Selbst das Verbot von Verschlüsselung wird dann nichts nützen, da sich verschlüsselter Datenverkehr immer auch unter „normalem“ verstecken läßt.

Diese Realität und die Erfolglosigkeit der Abschreckungsmaßnahmen bisher kann nur zu einem Ergebnis führen. Die Lizenzzahlungen für solche „Nutzung“ müssen auf andere Weise erzeugt werden. Und es ist erstaunlich wie unkreativ, stur und ineffektiv die Filmwirtschaft bis dato darüber nachdenkt. Die Versuche mit neuen Portalen alternative legale Angebote zu schaffen, scheitern dabei insbesondere an den rechtlichen Hindernissen die Filme gleichzeitig mit dem Kinostart verfügbar zu machen. Und während es die Kulturflatrate in Form der GEZ beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen ja schon gibt, fühlt man sich im Internet offenbar an der Ehre gepackt. Dabei verpaßt man die Chance an einem neuen Markt teilzuhaben; einem Markt der quasi von Nutzerseite aus gewachsen ist.

Über Details einer solchen Abgabe kann man dann freilich streiten, aber die Bandbreite des Internetanschlusses erscheint als logischer Anknüpfungspunkt für die Höhe eine Gebühr. Und welche Filme bzw. welche Musik in welchem Maße aus dem Internet gezogen werden, ist in den Tauschbörsen meßbar. Die Verteilungsquote festzulegen ist also ein weit geringerer Aufwand als bei anderen Verwertungsgesellschaften.

Und daß da einige böse Buben ihrer Strafe entgehen? Damit kann ich gut leben, solange unsere Leistung am Ende doch entlohnt wird. Und das wird nur über eine Kulturflatrate funktionieren.