Sonntag, Januar 06, 2008

150! 150!! 150!!!

Ich hätte gerne ein Schild. Ein ganz großes. Das würde ich dann so tragen, daß man es von der Straße aus immer sehen könnte. Und auf dem Schild steht: "NO! I DON'T NEED A RIDE!". Dabei geht das zugrundeliegende Problem eigentlich von mir aus. Denn meine Haut ist weiß oder rosa oder hellbraun – jedenfalls erkennbar europäisch. Und mit dieser Haut ist man die beliebteste Zielgruppe aller Three-Wheeler-Fahrer in Colombo.

Three Wheeler (auch Tuk-Tuk genannt) sind die populärsten öffentlichen Verkehrsmittel in Sri Lanka (eigentlich in ganz Asien). Man stelle sich eine Rikscha mit Motor vor oder eine Isetta ohne Türen. Ein Fahrer plus ein bis drei Kunden. Three Wheeler sind konkurrenzlos günstig (freilich, Busse sind billiger) und überall zu bekommen. Alle fahren mit ihnen, aber die beliebtesten Kunden sind Euopäer. An einem Tag habe ich sicher 200-mal den Kopf geschüttelt oder schon leicht genervt NO geschrien. Jedem dieser 200-male gingen eine Art Landeanflug auf mich voraus mit zwei bis drei Hupern und eifrigen Anbahnungsrufen.

Wieso sind wir so beliebt? Weil wir die Preise nicht kennen. Wir sind bereit das drei- und vierfache des normalen Fahrpreises zu zahlen, weil man uns erstens alles erzählen kann und zweitens sogar die überhöhten Preise immer noch spotbillig wirken. Das ändert sich freilich ein wenig, wenn man den ganzen Tag in der Gegend herum fährt – und wenn sich die Fahrten addieren, will man endlich sparen. Man erkundigt sich also bei lokal Kundigen nach den echten Preisen und beginnt zu verhandeln. Das läuft dann so: Man nennt die Strecke, fragt nach dem Preis, bekommt eine Zahl genannt, lacht erst einmal laut auf, nickt dem Fahrer freundschaftlich grinsend zu, um klar zu machen, daß man das Spiel kennt, dann macht man den eigenen Vorschlag, verhandelt noch ein bißchen hin und her – und belügt sich dann ausgiebig darüber, daß man sich einen richtig fairen Preis erkämpft habe.

Ok, es scheint einen Weg zu einem echten Preis zu geben. Eingesessene sagen, daß irgendwann jede Fahrt 150 Rupien (ca. 1 €) kostet. Einmal weil der Preis immer noch für jede Strecke in Colombo angemessen hoch ist und andererseits weil einem ein niedriger Preis wie Raub am Fahrer vorkäme. Ich habe den Eindruck, daß Conny diesem Nirwana schon nah ist, jedenfalls endeten alle ihre kürzlichen Verhandlungen immer mit 150. Ich bin neidisch.

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