Mittwoch, August 19, 2009

Wie ich mich zum Gespött aller Umstehenden und meiner Selbst gemacht habe

Kürzlich ist mir etwas sehr unangenehmes passiert. Ich habe mich aus einer moralisch einwandfreien Höhe heraus aus hinabgestürzt in die Tiefen des plumpen Idiotendaseins, dorthin wohin man zu Recht nur abschätzig ignoriert wird.

Und das kam so:

Ich joggte an jenem Tag die Isar entlang, eine von mir und anderen oft belaufene Strecke zu einem Stauwehr nördlich der Tivolibrücke. Es war ein sonniger Tag und zahlreiche Spaziergänger waren auf dem gleichen Weg unterwegs. Einige auch mit Hunden. Einige auch mit unangeleinten Hunden. Einige auch mit unangeleinten Hunden, die sie schlicht nicht unter Kontrolle hatten. Rücksichtslose Menschen, die man täglich mit Hundescheisse bewerfen sollte.

Und so lief mir irgendwann der erste Hund hinterher. Von der Biologie zur Jagd getrieben, war ihm schwer etwas vorzuwerfen. Seinen Besitzer habe ich versucht besonders böse anzusehen.

Dann kam der nächste Hund. Bellend und knurrend, waren Spiel und Jagd nur schwer auseinander zu halten. Der Besitzer erntete noch bösere Blicke, ich glaube ich habe auch irgendwas Oberlehrerhaftes gesagt.

Und dann lief der dritte Hund auf mich zu. Ich merkte da schon, daß es böse enden würde. Nicht weil der Hund so grandios gefährlich aussah, sondern weil mein Zorn sich aufgestaut hatte und nach Entladung suchte. Leider fand er sie.

Der Hund spurtete also bellend auf mich zu. Schwanz wedeln war nicht wirklich erkennbar. Die Besitzer, Mann und Frau, ignorierten mein Leid und auf mein energisches Lautgeben ("Hey!"), lachte man mir zu und rief "Das macht er nur kurz und läuft dann weiter".

Irgendwo nahm mein Zorn in dieser Sekunde die falsche Abzweigung. Ich hätte sie schelten können, die Satzung des Englischen Gartens mit Füßen zu treten oder ich hätte ihnen mit großen Worten ihr asoziales Ignorieren der Mitmenschen vorwerfen können.

Aber ich schrie: "Du dumme Sau!"

Ich hasste mich schon in dem Moment als ich es rief. Ich war als moralischer Sieger in das Gefecht gegangen und hatte den Sieg nicht nur verschenkt, sondern in hohem Bogen von mir geworfen.

Ich habe mich beim weiter Laufen nicht mehr umgedreht.

Keine Kommentare: