Freitag, August 28, 2009

Brandhorst und die bösen bösen Kopfhörer

Erster Stock, von der Treppe aus durch die Tür im Osten, dann gleich links an der Nordwand. Da hängt mein aktuelles Lieblingsbild von Cy Twombly. Alleine dafür war ich jetzt schon mindestens fünf mal im neuen Museum der Brandhorst Sammlung. Ich könnte in die filigranen Kritzeleien hinein kriechen.

Überhaupt schlägt dieser Teil der Sammlung bei weitem den ganzen Rest. Deswegen macht die Trennung auch Sinn – auf der Etage finden sich nur Bilder von Twombly. Es wäre fatal gewesen andere Werke in Konkurrenz treten zu lassen.

Der erste Stock beheimatet auch die meditativsten Orte des Museums. Neben den großen Räumen findet sich in der Süd-West Ecke eine Art Lounge mit einem wunderbaren Panoramafenster. Das nächste Mal werde ich mein Notebook ins Museum schmuggeln und ein paar Stunden diesen Platz nicht verlassen.

Und zwar auch um einer schrecklichen Entwicklung zu entkommen. Auch im Museum Brandhorst hat sich eine Seuche festgesetzt. Die Kopfhörerseuche. Ich hatte schon in einer Hasstirade zur Kandinsky Ausstellung des Lenbachhauses meine Antipathie gegenüber diesen wahrnehmungszerstörenden Teufelswerken kund getan. Ich wiederhole das hier gerne nochmal. Wer sich beim ersten Entdecken und Kennenlernen eines Kunstwerks nicht von den eigenen Emotionen leiten, sondern von Kunsthistorikergebrabbel berieseln lässt, wird das Werk nicht kennen lernen. Man zerstört seinen ganz persönlichen Zugang. Man läßt nicht zu, daß einen ein Bild berührt.

Das ist nicht nur bitterschade, sondern die dümmste Erziehung zu Kunstverständnis. Natürlich ist es spannend sich anzuhören, was andere über ein Gemälde wissen, NACHDEM man es angesehen hat. Aber der erste Moment der Begegnung lässt sich nicht wiederholen und nicht was die Kunsttheorie sagt, sondern was sich im Bauch des Besuchers abspielt ist das wichtigste, wenn es um Wahrnehmung von Kunst geht.

Kunst gehört erfühlt und nicht gelernt.

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