Hola, da war ich schon ein wenig überrascht. Ruft der Papst nun anläßlich des Weltjugendtages zum kollektiven Selbstmord auf? Klar, Anlässe mag es genug geben, wenn man die Erde als Schicksalsgemeinschaft begreift. Aber das von unserer Eiapopeia-Heile-Welt-Kirche? Jedenfalls äußerte sich Benedikt fast unmißverständlich: Die Jugendlichen sollten sich, so der O-Ton, ein Beispiel an Heiligen und Märtyrern nehmen. Nun, die einen sind gewöhnlich schon tot und die anderen wollen es üblicherweise gerne werden. Vorbild? Passend dazu zeigte Spiegel-Online ein Bild von feiernden portugiesischen Mädchen („Gläubigen“) – alle in Jeans und dem identischen gelben T-Shirt, also in den Farben der Vatikanfahne. Ekstatische Jugendliche in Uniform – das sind Bilder die wir auch von den Hisbollah-Demonstrationen im Süd-Libanon kennen.
Aber mal im Ernst: Die Worte des katholischen Kirchenchefs sollten ein Betrag zur allgegenwärtigen Wertediskussion sein. Ich bezweifle, daß die Menschen auf dem Weltjugendtag Ansprechpartner für diese Diskussion sind. Ich habe Respekt vor denen, die für Minimallohn bei den Ärzten ohne Grenzen arbeiten, die für die OSZE in der Weltgeschichte unterwegs sind, die für Hilfsorganisationen arbeiten, auch vor Bundeswehrsoldaten die an friedenssichernden Maßnahmen teilnehmen. Aber mich überkommt ein kalter Schauer, wenn ich sehe wie eine verlogene Massenveranstaltung die Probleme dieser Welt ignoriert und sogar so tut als würden sie durch Singen und Tanzen auch nur ein Quentchen dazu beitragen, daß diese Welt ein freundlicherer Platz wird. Wer unter der Regie der katholischen Kirche feiert, wenn jeden Tag über 10.000 Kinder unter 5 Jahren an Hunger und vermeidbaren Krankheiten sterben (zu einem erklecklichen Anteil an Aids, daß auch durch das katholische Kondomverbot kaum eingedämmt werden kann) macht mich jedenfalls ratlos. Dabei hat der Vatikan in Bezug auf die realen politischen Problem doch schon längst den Boden der Realität und der Würde verlassen. Religion mag für einige eine sinnvolle Quelle ethischer Gebote sein. In Köln mißlingt diese Verbindung. Nichts gegen Feiern, aber mehr sehe ich dort nicht. Nach dem Motto: Besser Luftballons, als Brot für die Welt.
2 Kommentare:
schön gedacht. übrigens heißt das tot sein (mit t), nur der Tod (mit d)
eine Besserwisserin
Ja, lieber Peter.
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